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Directory Of Year 1964, Issue 1
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Ein neues Geschäft soll gemacht werden

Year:1964 Issue:1

Column: Artikel und Dokumente

Author: von UNSEREM KORRESPONDENTEN

Release Date:1964-09-22

Page: 14,15

Full Text:  

Eine offizielle Bekanntmachung Bonns vom 3. September bestätigt, daß N. Chruschtschow Westdeutschland besuchen wird, um mit Bundeskanzler Ludwig Erhard politische Gespräche zu führen.

Wie bereits berichtet, wurde die Reise Chruschtschows von Alexej Adschubej, dem Schwiegersohn des Sowjetführers und Chefredakteur der ,,Iswestija“, während seines Besuches in Bonn im Juli arrangiert. Die westdeutsche Nachrichtenagentur DPA berichtet, daß Erhard für die Gespräche zwischen Bonn und Moskau die Bedingung gestellt hat, der Umfang der zu besprechenden Gegenstände dürfe keinerlei Einschränkung unterworfen sein, wobei die Deutschland- und Berlin-Frage keine Ausnahme bildeten.

In einem Bericht über die Reaktion Washingtons auf che Bekanntmachung vom 3. September sagt AP. daß die offiziellen Stellen der USA über den vorgesehenen Besuch sehr ,,befriedigt'“ wären, weil sie in ihm ein ,,neues Anzeichen“ für die Entschlossenheit des Sowjetführers erblickten, bei der Linie der ,,friedlichen Koexistenz“ zu bleiben. Auch UPI (4. September) führt ,,informierte Kreise'“ in Bonn dafür an, daß sie sagen, die westdeutschen Führer wären vorbereitet darauf, Chruschtschow ,,ausgedehnte Handelskredite'“ als Gegenleistung für ,,politische Zugeständnisse“ der Sowjetunion anzubieten, zu denen ,,eine Reorganisation des kommunistischen Regimes in Ostdeutschland“ zu gehören hätte. Es wird hinzugefügt, einige Westdeutsche erblickten ,,einen Hoffnungsstrahl“ für derartige sowjetische Zugeständnisse in dem Umstand, daß der Außenminister der Deutschen Demokratischen Republik an der jüngsten Begegnung in Prag nicht teilnahm. Es wird berichtet, daß Chruschtschow dort die deutsche Frage mit dem Präsidenten der CSSR und den Außenministern von Polen, Ungarn und Bulgarien erörterte — in Abwesenheit der Führer der DDR, die zur Teilnahme nicht eingeladen waren.

War die USA-Nachrichtenagentur hoffnungsvoll, frohlockte die DPA. Sie berichtete am 3. September: ,,Politiker in Bonn stellen heute darüber Vermutungen auf, was Chruschtschow wohl mitbringen wird, da es ihm nicht ähnlich sieht, mit leeren Händen zu kommen.“

Natürlich ist es nicht das erste Mal, daß Bonn davon spricht, mit Chruschtschow ein Geschäft abzuschließen. Erhard hat, seitdem er im Oktober vergangenen Jahres Kanzler geworden ist, mehr als einmal zu verstehen gegeben, daß er nicht daran glaubt, die sowjetische Haltung in der Deutschland- und Berlin-Frage ,,werde immer unveränderlich bleiben“. Westdeutschland, sagte er einmal, sei gewillt, für die ,,Wiedervereinigung“ einen hohen Preis zu zahlen, wobei er hinzufügte: ,,Wir werden vor großen materiellen Opfern nicht zurückscheuen.“ In einem Interview für ,,US News and World Report“ vom 8. Juni stellte Erhard seine Bedingungen für die politische Kapitulation der Sowjetunion: ,,Wir sind bereit, einen Handelsvertrag (mit der Sowjetunion) abzuschließen. Ich kann nur wiederholen, daß wir keine Opfer scheuen würden, wenn wir das Schicksal des deutschen Volkes in der von der Sowjetunion besetzten Zone mit wirtschaftlichen Maßnahmen verbessern oder einen Schritt in Richtung auf die Wiedervereinigung und Selbstbestimmung vorankommen könnten.“ erklärte er. Mit diesem phrasenhaften Herumgerede versucht Erhard sein Verlangen zu verbergen, alle sozialistischen Errungenschaften in der DDR auszutilgen und dort den Kapitalismus zu restaurieren.

Es ist sehr aufschlußreich, daß es kein anderer als Adschubej gewesen ist, der kürzlich mit Begeisterung die Ansicht verbreitete, die regierenden Kreise in Westdeutschland seien nun ,,realistisch“ geworden. In einer Reihe von Artikeln, die von der ,,Iswestija“ nach seiner Rückkehr aus Bonn (am 8., 10., 13. und 15. August) veröffentlicht wurden, beschrieb er Erhard als eine ,,Person, mit der sich reden läßt“. Er gab auch seiner Bewunderung für Franz-Josef Strauß Ausdruck, von dem er sagte, daß er die Idee, ,,die Sowjetunion von der Landkarte zu streichen“, aufgegeben hätte. Die Direktoren der größten Ruhr-Konzerne zeigen laut Adschubej jetzt einen ,,realistischen Sinn'“ hinsichtlich der Beziehungen zur Sowjetunion. ,,Gegenüber der übrigen Welt“, sagte er. ,,haben die Westdeutschen verschiedener politischer, sozialer und wirtschaftlicher Stellung heute vernünftigere Anschauungen oder fangen an, sie zu haben.“

Im scharfen Gegensatz zu diesem Thema, ,,Bonn habe sich geändert“, haben die Führer der Deutschen Demokratischen Republik mit Nachdruck hervorgehoben, daß das gegenwärtige westdeutsche Regime militaristisch und revanchistisch war und bleibt, daß ,,beide, der gegenwärtige westdeutsche Bundeskanzler Erhard und der frühere Kanzler Adenauer, Revanchisten“ sind und daß Strauß ein ,,aggressiver Extremist“ ist.

Der Vorsitzende des Staatsrates der DDR, Walter Ulbricht, erklärte zum Beispiel am 12. Juni auf einer Massenkundgebung in Moskau: ,,Viele Menschen im In- und Ausland hofften, die neue Regierung Erhard würde den Weg einer Politik des Friedens, der Vernunft und des guten Willens finden.“ Aber er fügte hinzu: ,,Die Entwicklung der letzten Monate hat leider bewiesen, daß diese Hoffnung trog,“ und ,,der Regierungsantritt Erhards hat keine Änderung im Wesen der aggressiven revanchistischen Politik des westdeutschen Imperialismus gebracht.“

Noch freimütiger wandte Ulbricht sich kürzlich gegen jeden betrügerischen Handel mit Bonn. In einer Rede zum 25. Jahrestag des Ausbruches des zweiten Weltkrieges und des 50. Jahrestages des ersten Weltkrieges erklärte er auf der 7. Tagung der Volkskammer der DDR: ,,Die deutsche Frage kann nicht ohne oder gegen die Deutsche Demokratische Republik und ebensowenig durch andere Staaten gelöst werden.“ Er erklärte: ,,Es widerspricht den Interessen des Friedens wie auch den von ihnen selbst eingegangenen Verpflichtungen, wenn die Westmächte und andere Staaten der Antihitlerkoalition keine normalen Beziehungen mit der DDR unterhalten, sondern im Gegenteil die Revanchepolitik des westdeutschen Staates unterstützen und sich unter dem Druck der westdeutschen Regierung dazu hergeben, den deutschen Friedenstaat und seine Bürger zu diskriminieren.“

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