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Directory Of Year 1964, Issue 1
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Lodge kehrt mit leeren Händen zurück

Year:1964 Issue:1

Column: RUND UM DIE WELT

Author:

Release Date:1964-09-22

Page: 21

Full Text:  

Henry Cabot Lodge, Präsident Johnsons Sonderbotschafter für Europa, ist von einer ergebnislosen Reise nach Washington zurückgekehrt. Er hatte die Aufgabe, den Verbündeten der NATO die amerikanische Politik in Südostasien und insbesondere den ,,Spezialkrieg“ in Süd-Vietnam zu ,,erklären“. Auf seiner Überredungsreise durch Europa gewann er für die Vereinigten Staaten wenig Sympathien und noch weniger Unterstützung. Es gibt zu viel, das ,,erklärungsbedürftig“ ist.

Obwohl der ehemalige amerikanische ,,Botschafter“ in Saigon in einigen Hauptstädten gewisse vage Andeutungen einer Unterstützung erreichen konnte, löste er doch noch größere Angst aus, daß die Johnson-Regierung den Krieg in Indochina ausweiten könnte. In Paris, der eisten Station seiner Reise, war die Reaktion auf seine ,,Erklärungen“ derart, daß ein französischer Leitartikler die Zusammenkunft Lodges mit dem amtierenden Außenminister als ,,herzliches Gespräch zweier tauber Personen“ beschrieb. Lodge machte einen zweiten Versuch und besuchte Paris am 25. August noch einmal. Sein Gespräch mit Außenminister Couve de Murville verlief aber genauso ergebnislos.

Dem Boten Johnsons erging es anderswo kaum besser. Washington hatte seine Hoffnungen auf Bonn gesetzt. Aber sogar hier konnte sich Lodge keine neuen Versprechen sichern. Die Erhard-Regierung sicherte dem Khanh-Regime nur ,,moralische Unterstützung“ und weitere ,,Wirtschaftshilfe“ zu. Bonn war lau und nicht bereit, sich in eine gefährliche Lage zu begeben, für den Fall, daß die Niederlagen der Vereinigten Staaten schlimmer werden sollten. ,,Je mehr militärische Rückschläge, desto niedriger die Moral der Truppen,“ hieß es in der ,,Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. ,,Es ist dies ein Teufelskreis und es gibt derzeit vielleicht keine andere Möglichkeil, daraus zu entrinnen, als die Schlacht um Süd-Vietnam aufzugeben.“

England, der Bundesgenosse vieler Abenteuer der Vereinigten Staaten in Asien und anderswo, kam Lodge mit schönen Worten entgegen und verlieh seiner ,,Sympathie und Unterstützung“ Ausdruck. Nichtsdestoweniger soll ihm, wie AP meldet, der britische Außenminister klar gemacht haben, ,,daß eine militärische Intervention Englands in Süd-Vietnam in nächster Zukunft nicht in Frage komme.“ Die Vereinigten Staaten sollen sich die Kastanien selbst aus dem Feuer holen. Das ist die Haltung Whitehalls.

Vor seiner Abreise von London sprach Lodge zungenfertig über das ,,Verständnis“ zwischen den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten der NATO. Aber seine Mission endete mit einem völligen Fehlschlag. Das ist nicht weiter überraschend. Er hatte den Auftrag, die amerikanische Aggression in Indochina zu verteidigen und ins Treffen zu führen, daß die Vereinigten Staaten gar keine so schlechten Erfolge aufzuweisen hätten und diesen Krieg zugunsten der ,,Freien Welt“ entscheiden könnten, wenn nur ihre Verbündeten ein bißchen Hilfe leisteten. Aber die Ereignisse der letzten Etappe seiner Reise brachten ihn am meisten aus der Fassung. Das süd-vietnamesische Volk erhob sich zu mächtigen Demonstrationen, forderte, daß der USA-Imperialismus Süd-Vietnam räumen soll und drohte das Marionettenregime zu stürzen.

Wie ,,La Liberation“ am 25. August schrieb: ,,Angesichts des einstürzenden Gebäudes ist sich Monsieur Cabot Lodge in gefährlicher Weise noch immer nicht bewußt, was er tut — er reist mit flehentlich ausgestreckter Hand von einer Hauptstadt Europas in die andere. Was kann er schon anderes von den Leuten erwarten als schöne Worte, da sogar diejenigen, die hinter ihm stehen . . . ihre Zuversicht auf einen Sieg der von den Amerikanern unterstützten Regierungstruppen (die Marionettentruppen Khanhs) verloren haben.“ Sie fügte hinzu: ,,Monsieur Cabot Lodge wiederholte mit dem lächelnden Gesicht eines Schaufenster-Modemannequins immer wieder dieselben Worte, an die er selbst ebensowenig glaubt wie seine Zuhörer.“

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